Juhu … Claudi und Marco sind in Santiago angekommen und über glücklich. Da es eine Weile keine Infos von den Beiden gab, folgen nun die aufregenden Berichte der letzten Tage. Sie haben gekämpft, so viel kann ich schon mal verraten 😉
16.05.2013: „Wir sind 51,6 km vor Santiago! Unsere Vorräte sind gänzlich aufgebraucht, das Wasser geht zur Neige, es regnet ununterbrochen, die Kälte betäubt uns, wir sind völlig erschöpft. 2-3 tage werden wir – wenn es gut geht – noch durchhalten. Möglicherweise werden wir die Tore Santiagos mit letzter Kraft passieren können. Tag und Nacht, Hunger und Durst, Realität und Traum scheinen nicht mehr trennbar – alles verwischt, um uns wird es ruhig …“ Ganz so ist es nicht! 😉 Claudia ist zwar wirklich sehr, sehr fertig, das schlechte, kalte und regnerische Wetter hat uns auch wieder eingeholt, aber alles in allem sind wir guter Dinge. Und die letzten 50 km spornen natürlich nochmals zusätzlich an. Am Sonntag, pünktlich zu Pfingsten, werden wir aller Voraussicht in Santiago ankommen!!!
Auch die Herbergen in Galizien (ab Ribadeo) sind allesamt behindertengerecht, viele sind sogar gänzlich neu, für 6 Euro pro Person ist es absolut super!!!!
18.05.2013: „Nun sind es nur noch 10 km … am Pfingst-Montag haben wir es geschafft!!!“
Aber bevor gefeiert wird, hier der Bericht über die letzten 11 Tage:
Tag 19: Navia – Tapia
Das Wetter ist ok, keine Sonne, aber zumindest ist es trocken und nicht so kalt! Die ersten 10 km verlaufen problemlos, doch dann entbrennt ein Streit über die Begehung des Küstenweges! Claudia will partout den kurzen aber knackigen Anstieg nicht bewältigen. Dieses „Highlight“ kann sich Claudia doch nicht wirklich entgehen lassen?! Es scheint so und deshalb trennen sich ab La Caridad die Wege. Claudia benutzt die Straße (Claudi: „und kommt mit freundlichen Einheimischen ins Gespräch, die sich über einen Rolli-Pilger freuen und jeweils in eine andere Richtung weisen“) nach Tapia und Marco hat seinen Küstenweg.
Tag 20: Tapia – Ribadeo
Nach der Uneinigkeit des Vortages, herrscht Waffenstillstand! Es wird eine kurze Etappe! Wir nehmen die letzten 13 km in Asturien. Ab Ribadeo befinden wir uns dann in Galizien. Das Wetter ist bescheiden – ein Wolken-Regen-Mix. Unterwegs gibt’s Kühe, Weiden, Kühe, Kühe… und noch ein paar schöne Küstenspots! Kurz vor Ribadeo dann ein wenig Nervenkitzel: Wir überqueren die 600 Meter lange und 35 Meter hohe Brücke „Puente de los Santos“ – cool. es wird unser letzter Tag an der Küste! Ab morgen geht es ins Landesinnere, es sind noch 200 km bis Santiago! Und die ersten beiden Etappen wird Claudia mit dem Taxi bewältigen, denn die Anstiege werden für sie und den Rolli nicht machbar….
Tag 21: Ribadeo – Vilanova
Also: Claudia mit Taxi um 9.00 Uhr los und Marco zu Fuß und 30 km über Berg und Tal.
Claudia ist nach einer halben Stunde dort, beide halten per Telefon Kontakt. Alles klappt reibungslos. Für Körper und Seele war diese Etappe ein Genuss. Landschaftlich war es absolut eindrucksvoll, der Kopf wurde frei und die 30 km mit fast 1000 Höhenmetern hinterließen keine Spuren. Ich hätte noch weiterlaufen können… ich hab diesen Tag sehr genossen… das Wetter war übrigens total geil!
Claudia sitzt derweil in der Sonne und lässt es sich gut gehen.
Tag 22: Vilanova – Gontan
Wieder herrscht schönes Wetter, wieder ist Claudia mit Taxi unterwegs und Marco zu Fuß. Claudia diesmal ins Taxi zu kriegen war schon ein wenig abenteuerlich, denn die Rampe war viel zu schmal! Zurück war es brenzliger, da kein Marco zum Erklären da war. Nach 2 Stunden Rangieren konnte sie aber doch wieder aus dem Taxi gerettet werden. die Etappe war geprägt von stetigem Bergauf. In Gontan angekommen, herrschte Dorffest! Zwei riesige Bühnen, wie sie nur auf Festivals stehen, für 200 Leute!!! Wer hat der kann… (Claudi: „Und während Marco Berge bestieg, habe ich mit den „VIPs“ ein Kaffee zusammen getrunken… tja, wer als erster da ist 😉 „)
Tag 23: Gontan – Vilalba
Heute geht es – im wahrsten Sinne – über Stock und Stein, Claudia ist tapfer und über und durch alles durch… (die Bilder sprechen für sich). Landschaftlich ist es extrem reizvoll, sehr abgeschieden und fast schon ein wenig entrückt…
Tag 24: Vilalba – Baamonde
Schrecksekunde am Morgen: Wir sind die letzten in der Herberge, Marco will Sachen von draußen holen, Claudia bleibt drinnen, doch die selbstschließende Tür fällt zu! Marco steht draußen, Claudia drinnen, sie kommt natürlich nicht an den Griff und das Handy ist auch außer Reichweite!!! Scheiße!! Also muss das Klofenster herhalten! Oh man, 10 Jahre Akrobatik retten einem manchmal den „Arsch“ … sonst bleibt die Etappe eher unspektakulär, viel Straße und dann unglaublich heiß. Die letzten 100 km sind fast geknackt!
Tag 25: Baamonde – Miraz
Kurze Etappe von 16 km, aber der Weg war schön! Wir finden eine tolle Herberge, super Atmosphäre mit gemeinsamen Kochen und Tapas-Buffet. (Claudi: „Abends sitzt die nun eingeschworene Pilgerfamilie bei 15 Flaschen Wein zusammen und ich habe ein sehr geduldigen Spanier gefunden, der mir 4 Stunden die Tücken seiner Sprache erklärt.“)
Tag 26: Miraz – Sobrado dos Monxes
Sonne, Wolken, Regen im ständigen Wechsel! Zu Anfang verpassen wir den „richtigen“ Weg, denn wir müssen Umwege gehen, da der Camino für uns auf dem ersten Drittel nicht machbar ist. Plötzlich stehen wir aber auf freiem Feld, vor Granitfelsen und sehen die Camino-Muscheln! Scheiße, ein Umweg von über 4km, doch ein einsamer Schafhirte und seine Herde begleiten uns… wunderbar!!!
Auf dieser langen Etappe (über 30km) müssen wir zweimal die Batterie laden, wir laufen nur auf Asphalt, es ist kalt und Claudias Kräfte schwinden merklich. Abends kommen wir in der Klosterherberge von Sobrado an, die schon eindrucksvoll ist.
Tag 27: Sobrado dos Monxes – Boimorto/Boimil
Es herrscht absolutes Scheißwetter!!! Extrem kalt, nur nass und Regen! Wir quälen uns nach nur 9 km in die neue Herberge von Boimil. Claudia ist echt am Ende.
Tag 28: Boimil – Salceda
Wetter und Claudia haben sich ein wenig erholt. Wir legen ein Wahnsinns-Tempo auf die Straße, damit uns der Regen nicht einholt 😉 24 km in 4 Stunden! Rollstuhl und Beine sind gut drauf und spornen sich gegenseitig an. Dies ist der Tag an dem wir von unserem Küstenweg auf den Hauptweg, den richtigen Jakobsweg (Camino Frances) einbiegen! Und es ist wirklich ein Kulturschock! Pilger über Pilger, nicht cool (zu der Etappe gibt’s übrigens keine Bilder)!
Tag 29: Salceda – Lavacolla
Wir haben noch 30 km bis Santiago, aber morgens schlagen wir erst einmal ein ganz neues Kapitel unseres Weges auf: Der Rollstuhl hat einen Platten!!! Nach zwei Stunden Kompressor vom Nachbarn und Anti-Pannen-Spray scheint alles wieder ok! Wir ziehen los… die Pilgermeute auf dem Hauptweg ist unerträglich für uns… wir sind fast 4 Wochen immer alleine auf unseren Etappen gewesen! Wo kommen die ganzen Leute her?!?! BITTE: GEHT NIEMALS DEN HAUPTWEG!!!! und viele ohne Gepäck unterwegs, die dann ihre Rucksäcke transportieren lassen – vollkommen uncool! Naja, uns egal … wir haben noch 10 km und kommen pünktlich am Pfingstsonntag zur Mittagszeit in Santiago an – wenn nichts dazwischen kommt ;-)!
Glückwunsch. Ihr beiden seit zwei verrückte Vögel. Ich nehme mal an, das der Körper schwach, aber der Geist willig ist. Nach 570 KM wäre das nur verständlich. Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder?
Hallo, liebe Claudi und lieber Marco,
mit Eurer letzten Nachricht habt Ihr nun bestätigt, dass Ihr an Eurem Ziel, Santiago
de Compostela, angekommen seid. Wir beglückwünschen Euch ganz herzlich für diese supertolle Leistung und sind froh, dass es Euch soweit gesundheitlich ganz o.k. geht.
Für den Rest der Reise und Rückreise nach Hause wünschen wir Euch eine gute
Fahrt und freuen uns schon auf ein Wiedersehen.
Liebe Grüße von Monika und Hartmut bzw. Mutti und Papa
WOW…sensationelle Leistung!
Bin sehr begeistert und stolz auf Euch!!! … die Bilder sprechen für sich und zeigen eure eindrucksvolle Reise und ein große Portion Poesie!
Freu mich schon sehr auf unser Wiedersehen und die mündliche Version eurer Geschichte! Gute Heimreise, besseres Wetter und alles Liebe wünscht, Ulrike
spitzenmäßig
Ich bin stolz auf euch 🙂
Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch! Nach so viel Anstrengung und schlechtem Wetter freut ihr euch bestimmt schon wieder auf die Heimat – das Wetter ist zwar nicht ultimativ besser, aber immerhin gibt es Straßenbahn und man muss nicht so viel laufen. 🙂
Hola, grossartig! Meinen Glückwunsch euch beiden! Angenehme Tage noch und gute Rückkehr nach Dresden.
Bis bald, Michael